• Aegidienhof-Lübeck

Das Nutzungskonzept
 
Der Aegiedienhof. 12 verschiedene Häuser. Jedes Gebäude mit einem eigenen, unverwechselbaren Gesicht. Aber alle umschließen einen gemeinsamen großen Innenhof, der die Anlage als zusammengehörig erscheinen lässt.
 
Beides, Individualität und Miteinander, will auch das Nutzungskonzept ermöglichen: Menschen können hier nach ihren jeweils eigenen Bedürfnissen leben - aber sie können auch "miteinander zu tun haben".
 
Das zweite und dritte Obergeschoss dient Wohnzwecken. Wohnungen für jüngere Leute sind über Treppen zu erreichen. Ältere oder Menschen mit Behinderungen können mit Hilfe von Fahrstühlen in ihre eigenen vier Wände gelangen.
 
Wohnungen für Singels und Familien mit Kindern, Grundrisse, die sich für betreutes Wohnen oder für Menschen mit Behinderungen eignen, Atelierflächen, Praxen, Büros, eine Gastronomie, eine Werkstatt, ein Gemeinschaftsraum sind ausgewogen gemischt. Hier ist ein lebendiges Konzept des Zusammenlebens enstanden.
 
Die Keller sind die ältesten Teile der Anlage: Manch Bewohner wird seinen Wein in einem mittelalterlichen Gewölbe lagern. Zu jeder Wohnung gehört ein eigener Keller. Darüber hinaus gibt es gemeinschaftlich zu nutzende Fahrradkeller, Wasch- und Trockenräume, sowie ein Werkraum.

Hofgemeinschaft-Slider

  • Karte des Innenhofes mit nummerierten Häusern. Hier wird Haus 1 hervorgehoben

     

    Das Haus Nummer 1, gleich links vom Hofeingang ist "erst" 110 Jahre alt.

    Neben der Stelle, an der es steht, befand sich seit 1463 die St.-Michael-Kapelle

    mit eigenem Glockenturm. Hier gingen die frommen "Wollschwestern"

    und später die Waisenkinder zum Gottesdienst, bis man 1811 Kapelle und Turm abbrach.

    Der Altar ist heute im St.-Annen-Museum zu sehen.

     

    Beim großen Um- und Neubau der gesamten Anlage 1890

    errichtete man an der Seite von Haus 2 ein "Treppen-Haus" im wörtlichen Sinne:

    Denn Haus 1 besteht im Wesentlichen aus einer großen Treppe (und kleinen Nebenräumen),

    über die man in die oberen Stockwerke von Haus 2 und 3 gelangte.

     

    Diese Treppe war nötig geworden, weil man gleichzeitig die Treppen im Haus 2 und 3

    abgebrochen und den alten straßenseitigen Eingang von Haus 3 zugemauert hatte.

    So wurde Haus 1 zum Eingang der Häuser 2 und 3.

     

    Kleine Baustilkunde:

    An die altehrwürdige Spätgotik- und Renaissance-Treppengiebel nebenan

    lehnt sich ein wenig keck ein kleines Häuschen.

    Sein Baustil: reinste "Neugotik" der Gründerzeit um 1890.

    Die Neugotik zeigt sich besonders deutlich am Oberlicht der Tür zur St.-Annen-Straße.

    Man hat es dem gotischen Maßwerk nachempfunden,

    wie wir es aus vielen gotischen Kirchen kennen.

  • Haus 2 / St. Annen-Straße 5

    Die Historie:
    Das Grundstück wird 1288 erstmals urkundlich erwähnt. Im Laufe des 14. Jahrhunderts entsteht hier ein Frauenstift ähnlich dem benachbarten Beginenstift. 1450 errichtet die Familie des Ratsherrn Segeberg hier den "Segeberg-Konvent". Daneben entsteht 1463 eine eigene Kapelle mit Glockenturm, dem Erzengel Michael geweiht. Im neuen Haus müssen die Frauen nach den strengen Regeln des heiligen Augustinus leben. Nach der Reformation 1531 gründen Lübecker Bürger hier 1556 / -57 ein Waisenhaus.
    1846 wird der ehemalige Konvent mit dem benachbarten Aegidius-Konvent zum Arbeits- und Armenhaus, ab 1950 zum Sozialamt. Nach mehreren Umbauten besitzt das Haus weder eine Treppe noch Zugänge zur Straße oder zum Hof. 

    Heute:
    Das Haus erhält neue Eingänge und eine neue Treppe. Innenwände und Wandbekleidungen des ausgehenden 19. und 20. Jahrhunderts werden großenteils rückgebaut. In enger Abstimmung zwischen Bauleuten, Planern und Denkmalpflege entstehen vier sehr individuelle Wohnungen und ein Büro. Die neuen Eingriffe sind in zeitgemäßer Architektur deutlich ablesbar und treten in den Dialog mit den Spuren frührer Bauphasen.
    Weitere Informationen erhalten Sie bei Meyer Steffens Architekten und Stadtplaner BDA info@meyersteffens.de.

  • Haus  3 / St. Annen-Straße 3

    Historie:
    Das älteste Gebäude des Aegidienhofs ist der 1297 mit Nebengebäuden errichtete Aegidius-Konvent. Das damalige Grundstück umfaßte ein Viertel des Baublocks, rund die Hälfte des heutigen Aegidienhofs. Das Gebäude wurde mehrfach umgebaut. Im Zuge der Einbeziehung ins "freiwillige Arbeits- und Armenhaus" wurde 1880-90 das gotische Eingangsportal zugemauert und das Treppenhaus entfernt. Die Erschließung erfolgte nun von der gründerzeitlichen Neubebauung (Haus 1 und 4-7) durch die Brandmauern. Die Erdgeschossfassade wurde dem Stil der Zeit entsprechend modernisiert. 

     

    Heute:
    Das Haus erhält einen neuen Eingang und eine neue Treppe. Die Brandwände werden wieder zugemauert, Innenwände und Wandbekleidungen des 20. Jahrhunderts werden großenteils rückgebaut. In enger Abstimmung zwischen Bauleuten, Planern und Denkmalpflege entsehen sechs sehr individuelle Wohnungen, eine wird als Bed & Breakfast vermietet.

    Weitere Informationen erhalten Sie bei Meyer Steffens Architekten und Stadtplaner BDA info@meyersteffens.de.

  • Haus 4-7 / St.-Annen-Straße/Stavenstraße

    Einleitung:
    Dieser Gebäudekomplex, erbaut im Jahre 1890, wurde von dem Architekturbüro Sigrid Morawe-Krüger BDA, bearbeitet. Er ist das typische Beispiel für ein Bauwerk der Gründerzeit: Massive Mauerwerksweise mit ziegelsichtiger Fassade. Solidität war damals gefragt. Die Außenwände sind bis zu 70 cm dick. Spitzbogenfenster erinnern an die Gotikbegeisterung der Kaiserzeit um 1890.


    Historie:
    Die Inschrift an der Außenfassade des Hauses St.-Annen-Straße 1 "Die wahre Tugend ist, daß jeder jede Frist das redlich thut, wozu er taugt und tüchtig ist." war das Motto der damals vorbildlichen Einrichtung für "überhaupt alle der öffentlichen Armenpflege anheimfallenden Personen" und "freiwillige Arbeiter, welche körperlich nicht mehr rüstig sind". Heute würden wir sagen: Nutze die Möglichkeiten, die in dir stecken! Zur Eröffnung des großen, neuen Armen-Arbeitshauses können wir aus den Berichten in der Ausgabe der Lübeckischen Blätter vom 12. Oktober 1890 Folgendes entnehmen: 
    Im Erdgeschoss des großen Eckhauses St.-Annen-Str. 1, wo sich heute das Kultur- und Stadtteilcafé befindet, lag damals ein mit Schaufenstern versehener Verkaufsladen. Dort konnte man die von der Anstalt hergestellten Gegenstände aller Art erwerben, vor allem die Produkte von Schuhmachern, Schneidern, Bürstenbindern, Mattenflechtern, Webern und Tischlern. Weiter erfahren wir, dass sich in den Erdgeschossen des anschließenden Flügelbaus (Stavenstr. 2, 4 und 4 A) kleinere Krankensäle befanden, wo "sieche Frauen und Männer" gepflegt wurden. Es folgte ein großer Arbeitssaal, wo emsig geflochten, geschustert, geschneidert und gewoben wurde. Es schlossen sich Speisesäle (Männer und Frauen getrennt!) und der große Küchenflügel an, wo sich große Koch-, Dampf- und Bratherde befanden. Die anschließende geräumige Waschküche war damals auf dem neuesten Stand der technischen Ausrüstung. Es gab Einweichbottiche, Dampfbottiche, Handwaschbottiche, Handwaschmaschinen, Wäschezentrifugen, Trocken-, Bügel- und Mangelapparate. 
    Im 1. Obergeschoss befand sich ein großer Arbeitssaal, wo getischlert und gehämmert wurde, und wo Männer an 14 Hobelbänken sägten. Es folgten weitere Krankenzimmer, Schlafsäle und Waschräume für Männer. Weiter die Treppe hinauf ins 2. Obergeschoss: ein Schlafsaal, Wasch- und Baderaum für Frauen. Anschließend ein mit Aufzugswinden versehener Vorratsboden sowie große Räume, in denen obdachlose Familien untergebracht werden konnten, allerdings nach Geschlechtern getrennt. Noch 1930 sind in der Einrichtung, inzwischen heißt die alte "Armenanstalt" etwas freundlicher "Versorgungsheim", 170 hilfsbedürftige Männer und 15 Frauen untergebracht. 1942 wurde das Dachgeschoss durch einen Luftangriff zerstört. Später wurde es in einer anderen Form, ohne Mansardendach, mit einem leicht geneigten Flachdach neu erstellt. Nach 1950 wurde der Komplex als Sozialamt hergerichtet und bis 1998 in dieser Form genutzt.

     

    Heute:
    Der besondere Schwerpunkt für diesen Bereich war die Integration von behindertengerechten und barrierefreien Wohnungen innerhalb dieses Wohnprojektes. Mehrere Praxiseinheiten, eine Büroeinheit, das Stadtteilcafé und der Gemeinschaftsraum des Aegidienhofvereins wurden ebenfalls in dieses Gebäude mit eingebunden. Die Flächen der Wohneinheiten überwiegen in diesem Gebäudekomplex, da es sich von der Bauart sehr gut für die Realisation von behindertengerechten Wohneinheiten unter Hinzufügung von neuen Balkonen eignete.

    Alt und Jung unter einem Dach - generationsüber- greifendes Wohnen. Dieses Thema bewusst in die Planung und Realisierung aufnehmen heißt nicht nur, Menschen verschiedener Altersgruppen in Projekte einzubinden und die Größe von Einheiten abzustimmen, sondern vielmehr besonderen Wert auf die altersspezifischen Erfordernisse, sowohl im baulichen, als auch im inhaltlichen Bereich zu legen.


    Familien, Kindern, alleinstehenden Personen und vor allem Menschen mit Behinderungen Rechnung zu tragen, ist die Grundlage für die Verwirklichung eines differenzierten sozialen Mehrgenerationenprojektes. Den Planern und Eigentümern ist es gelungen, eine gute Mischung aus kleinen, großen, altersgerechten und behindertengerechten Wohnungen zu schaffen. In dem hier gezeigten Gebäudekomplex dieses Areals, konnten insgesamt 2.400,00 qm Wohn- und Nutzfläche verteilt auf 30 Einheiten realisiert werden. Durch den Einbau von 2 Fahrstühlen konnte ein erheblicher Teil rollstuhlgerecht, bzw. barrierefrei ausgeführt werden. Ein Gemeinschaftsraum, angegliedert an eine Gastronomie, ist ein Treffpunkt für private und auch öffentliche Veranstaltungen. Hier wird "Kultur" und "Soziales" gleichermaßen gelebt und erlebt. Eine gemeinschaftliche neu ausgeführte Dachterrasse trägt ebenfalls zur Kommunikation der BewohnerInnen bei.
    Die neuen Balkone schaffen für den eher kasernenartigen Bautyp aus dem Jahre 1890 eine zusätzliche Wohnqualität und eine Beziehung zwischen Außen- und Innenbereich.

    Weitere Informationen erhalten Sie vom Architekturbüro Sigrid Morawe-Krüger, Dipl.-Ing. Architektin BDA sigrid.morawe-krueger@freenet.de.

  • Haus 8 / Weberstraße 1f

    Historie:
    Der markante expressionistische Klinkerbau wird 1928/29 als Werkstattgebäude der Armenanstalt auf den Resten älterer Gebäude errichtet. Für das Sozialamt werden nach dem zweiten Weltkrieg die großen Werkstätten in den Obergeschossen in kleinteilige Büros unterteilt.


    Heute:
    Das Erdgeschoss bleibt Werkstätten und Büros vorbehalten. In den Geschossen darüber entstehen Büros und Wohnungen mit loftartigen Grundrissen. Der Werkstattcharakter des Gebäudes bleibt erhalten. Der ursprünglich rotgefärbte Holzestrichboden bleibt in Teilen erhalten, bzw. wird in den unteren Etagen neu eingebaut. Die originale Farbgebung des Treppenhauses wird in Teilen freigelegt. Das Haus ist im Niedrigenergiestandard saniert, eine Abluftanlage sichert den notwendigen Luftaustausch.


    Weitere Informationen erhalten Sie bei Meyer Steffens Architekten und Stadtplaner BDA info@meyersteffens.de.
     

  • Haus 9-10 /Weberstraße 1e /1b

    Haus 9

    Gleichzeitig mit dem neuen großen Werkstattgebäude (Haus 8) errichtete man 1928/29 ein kleineres Haus für den Meister der Werkstätten. Baulich stellt es die Verbindung von den großen Komplexen auf der einen Seite zu der kleinteiligeren Bebauung an der Weberstraße dar.

    Jetzt wird das Haus zum Wohnhaus umgebaut. Dabei geht man mit den Originaldetails sehr sorgsam um und erhält unter anderem die alten Fliesen, Fußböden, Bakelit-Schalter und Innentüren mit Beschlägen.

    Karin Rincke wohnt in Haus 9 und freut sich auf den Hof:
    „Vor meiner Haustür sitzen und Leben um mich haben!“

    „Was mir besonders gefällt: Mein Häuschen bekommt wieder seinen separaten Eingang zum Hof.
    Ich werde dann auf dem Türtreppchen sitzen und mir das Treiben im Hof ansehen. Und da wird ja wohl so einiges los sein. Denn schließlich haben wir in unserer Hofordnung beschlossen: „Das Spielen im Hof ist erwünscht“. Von meinem Plätzchen habe ich dann – wie ich den Aegidianern schon scherzhaft angekündigt habe – alles gut „unter Kontrolle“ - wenn ich nicht gerade selbst mitspiele ...“
    Kleine Baustilkunde
    Expressionismus im Kleinen:
    Das Klinkermauerwerk, die Fensterform und die schmalen Pfeiler zwischen den Fenstern verraten auch an Haus 9 die expressionistische Handschrift der Architekten in den 20er Jahren.

    Haus 10
    Von dem alten Fachwerkgebäude sind nur noch die Giebel und die sichtbare Holzskelettkonstruktion im Inneren des Gebäudes erhalten. Das Haus wurde um die Jahrhundertwende und in den 50er Jahren mehrfach saniert und bekam Mauerwerkswände. Zu Zeiten der Armenanstalt diente es als Lager- und Werkstattgebäude, später nahm es die Küche für die Mitarbeiter des Sozialamtes auf. Das Essen reichte man durch einen Wanddurchbruch in die in Haus 11 untergebrachte Kantine.

    Heute wird das Haus behutsam zum Wohn- und Ateliergebäude umgebaut, so dass es seinen alten Werkstattcharakter nicht verlier

  • Haus 11 / Weberstraße 1/1a

    Historie:
    Das lange, schmale Gebäude an der Weberstraße wurde laut Inschrift 1617 als Waisenhaus erbaut. Keller, Grundmauern und Teile der Fassade gehen allerdings auf eine wesentlich frühere Zeit zurück. Das Waisenhaus war eine beispielhafte Einrichtung des bürgerlichen Gemeinwesens und wurde von Spenden und Stiftungen Lübecker Brüger getragen (vgl. Groth: Das Lübecker Waisenhaus). Nach dem Umzug des Waisenhauses 1810 an die Parade stand das Gebäude zeitweilig leer und wurde später für die 1841 gegründete Armenanstalt als Arbeits- und Speisehaus genutzt. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts richtete das Sozialamt hier seine Kantine ein und unterteilte das restliche Gebäude in kleine Amststuben.


    Heute:
    Die Wiederherstellung der ursprünglichen Raumdimensionen war das erste Ziel: Die kleinteiligen Einbauten des 20. Jahrhunderts wurden entfernt, der Fußboden wurde um 35cm auf ein früheres Niveau abgesenkt, die historischen Deckenbalken wurden freigelegt. In Anlehnung an die früheren Hängeböden wurden Galerien eingehängt. In dem 22m langen Gebäude enstanden 3 "Reihenhäuser".


    Weitere Informationen erhalten Sie bei Meyer Steffens Architekten und Stadtplaner BDA info@meyersteffens.de.
     

  • Haus 12 / St-Annen-Straße 5b

    Haus 12

     

    Jedes Haus des Aegidienhofes hat sein eigenes Gesicht. Aber mit Haus 12 hat es dazu noch etwas Besonderes auf sich. Es liegt zentral und freistehend im Hof, umgeben von den anderen Häusern. Das Bild erinnert ein wenig an alte Kinderspiele: alle tanzen im Kreis um ein Kind herum, das in der Mitte steht …

    1847 wurde Haus 12 auf älteren Kellern und Fundamenten errichtet. Dabei integrierte man die alte mächtige Grundstücks-Trennmauer, die den ehemaligen Beginenhof vom „Wollschwesterhof“ trennte, in seine nordöstliche Rückfassade. Es war das erste neue Haus des inzwischen entstandenen Amtes für Anstalten und Armenpflege und diente dem Inspektor der Gesamtanlage als Wohnhaus.

     

    Konzeption für Fassaden und Grundrisse

     

    Die hässlichen Überformungen der Nachkriegszeit werden zurückgenommen. Die ursprünglichen Besonderheiten der klassizistischen Fassade erhalten ihre architektonische Bedeutung wieder.

    Auch im Inneren sollen die Eingriffe gering gehalten werden, um die ursprüngliche Raumkonzeption wieder herzustellen.

    Die große Diele mit der Treppe in die oberen Geschosse bleibt das Zentrum. Das Erdgeschoss eignet sich für eine altengerechte Wohnung genauso wie zur Einrichtung von Büroflächen.